In jeder Familie können Sorgen auftreten, die alle Beteiligten belasten. Sei es durch Stress in der Schule, familiäre Veränderungen oder Überlastung einzelner Familienmitglieder. In solchen Situationen kann es helfen, wenn man Unterstützung von Personen erhält, denen man vertraut. Das können andere Familienmitglieder, Verwandte aber auch Freunde oder Bekannte sein.
Ziel ist es, einen gemeinsamen Plan zu entwickeln, um die Sorgen zu bewältigen.
Eine solche Möglichkeit der Lösungsfindung bietet ein Familienrat.
Das ist ein Treffen, bei dem die Familie mit Personen zusammenkommt, um gemeinsam mit ihnen Lösungsideen für ihre Sorge zu entwickeln. Die Familie entscheidet selbst, wen sie einlädt und wo das Treffen stattfindet. Alle Teilnehmenden beraten gleichberechtigt über die Sorge und bieten Hilfe und Lösungen an.
Koordinator:innen des Leipziger Familienrates und Mitarbeiter:innen des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) des Amtes für Jugend und Familie der Stadt Leipzig unterstützen bei der Durchführung des Familienrates.
Ziel des Familienrates ist es, Lösungen für die Sorgen der Familie zu finden. Dabei soll das eigene Netzwerk aktiviert und Kontakte geknüpft werden. Gemeinsam wird ein Plan entwickelt, der die Familie unterstützt und für alle Beteiligten umsetzbar ist.
Bei einem Familienrat kommen Menschen zusammen, die die Familie unterstützen möchten. Das können Familienmitglieder sein, Freund:innen, Nachbar:innen, Bekannte, Arbeitskolleg:innen oder Menschen, die die Familie beruflich begleiten (Lehrer:innen, Ärzt:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen…).
Wer am Familienrat teilnimmt, entscheidet die Familie allein.
Der Familienrat wird vom Allgemeinen Sozialdienst (ASD) des Amtes für Jugend und Familie beauftragt und finanziert.
Ein:e Koordinator:in des Leipziger Familienrates unterstützt bei der Vorbereitung und Durchführung.
Vorbereitungsphase:
Ein:e Koordinator:in des Leipziger Familienrates nimmt mit der Familie Kontakt auf und bereitet mit allen Beteiligten den Termin vor. Es gilt mit der Familie herauszufinden, wer eingeladen werden könnte und was die Beteiligten für die Teilnahme brauchen, damit es ihnen an diesem Tag gut geht. Es wird gemeinsam überlegt, wo das Treffen stattfinden kann. Der:die Koordinator:in des Leipziger Familienrates erklärt allen Beteiligten, was genau ein Familienrat ist und weshalb sie eingeladen werden.
Der Familienrat
Der eigentliche Familienrat besteht aus einem einzigen Termin.
Die Moderation übernimmt der:die Koordinator:in des Leipziger Familienrates. Das Treffen ist in drei Phasen aufgeteilt.
- Informationsphase:
In der Informationsphase werden die Teilnehmenden des Familienrates vorgestellt. Die bestehende Sorge wird durch den:die Mitarbeiter:in des Allgemeinen Sozialdienstes (ASD) erläutert. Alle werden über die rechtlichen Rahmenbedingungen des Familienrates aufgeklärt und erhalten ein Bild über die Situation der Familie. Danach haben alle Beteiligten die Möglichkeit Fragen zu stellen. - Family-Only-Phase:
Nach der Informationsphase verlassen alle Fachkräfte den Raum. Die Familie berät gemeinsam mit den eingeladenen Personen über eine Lösung für die bestehende Sorge. Es werden durchführbare Vorschläge erarbeitet und schriftlich festgehalten.
Koordinator:in und Mitarbeiter:in des Allgemeinen Sozialdienstes bleiben während dieser Phase für Fragen erreichbar. - Entscheidungsphase:
Nach der gemeinsamen Beratung kommen der:die Koordinator:in und der:die Mitarbeiter:in des Allgemeinen Sozialdienstes wieder hinzu.
Die Familie stellt die erarbeiteten Lösungsansätze vor. Gemeinsam werden sie besprochen und auf ihre Durchführbarkeit geprüft.
Der erarbeitete Lösungsweg wird durch die Familie und ihr Netzwerk im Anschluss selbstständig umgesetzt.
Der Familienrat hat seinen Ursprung in Neuseeland und basiert auf einem indigenen Ansatz aus der Maori-Tradition, der als “Family Group Conferencing” (FGC) bekannt ist. Dieser Ansatz wurde 1989 im neuseeländischen Jugendwohlfahrtsgesetz verankert, um die Kultur der Maori stärker in die Kinder- und Jugendhilfe einzubeziehen.
Die Idee hinter dem Familienrat ist, dass das erweiterte familiäre Netzwerk am besten über das Wohl der Kinder Bescheid weiß und Verantwortung für ihre Betreuung übernimmt. Dabei wird betont, dass die erweiterte Familie nicht nur direkte Verwandte umfasst, sondern auch Bekannte, Nachbarn und Freunde. Diese Sichtweise geht davon aus, dass die erweiterte Familie wertvolle Ressourcen besitzt, die durch staatliche Hilfsangebote nicht vollständig ersetzt werden können.