Die Intensive Familienhilfe ist eine sozialpädagogische Familienhilfe, Eltern- und Mehrfamilienarbeit stehen im Zentrum der Hilfe. An der Verbesserung der Erziehungskompetenz von Sorgeberechtigten wird in einem zeitlich begrenzten Rahmen gearbeitet. In mindestens 24 Wochen werden im Wechsel von Mehrfamilienarbeit und familienbezogener Einzelarbeit die Versorgung, Pflege, Erziehung und Förderung der Kinder besprochen, reflektiert, geübt und gefestigt. Die Familien profitieren im Hilfeverlauf von der gegenseitigen Unterstützung und Wertschätzung einer Gruppe von drei bis sechs Familien, der aktiven Mitarbeit in Eltern-, Mütter- oder Vätergruppen, dem Eltern-Kind-Training und der professionellen Unterstützung durch die Familienbegleiter:innen.
Für 12 Kinder und deren Eltern stehen 4 Familienbegleiter:innen und eine Psychologin sowie die entsprechenden Räume zur Verfügung.
Die Hilfe wird nach Antrag auf Hilfe zur Erziehung beim Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) der Stadt Leipzig auf der Grundlage des § 31 des SGB VIII vergeben. Jede Familie hat mit ihrem Wunsch- und Wahlrecht nach § 36 SGB VIII an einem Besuchstermin die Möglichkeit, sich persönlich über das Angebot vor Ort zu informieren. Der Hilfeverlauf wird in enger Abstimmung zwischen ASD, Familie und Mitarbeitenden geplant (Arbeitskonzept) und regelmäßig ausgewertet. Der Rahmen von 24 Wochen kann bei entsprechendem Hilfe-
bedarf und Beauftragung durch den ASD verlängert werden.
Diese Hilfeform richtet sich an alle Personen in einem gemeinsamen Haushalt mit Kindern jeden Alters (= Familie) und das jeweilige Lebensumfeld der Familie. Mit mindestens einem Kind vor dem Schuleintritt (0-6 Jahre) kann die Hilfe intensiver genutzt und damit noch wirksamer gestaltet werden.
Die intensive Familienhilfe ist besonders geeignet für Familien:
- mit alleinerziehenden Müttern oder Vätern bei intensivem Unterstützungsbedarf
- in schwerwiegenden Erziehungskrisen mit intensivem Unterstützungsbedarf
- in denen die Eltern aufgrund besonderer Umstände (chronische Erkrankungen, Sucht etc.) in der
Erziehung und Versorgung ihrer Kinder intensive Hilfe benötigen
- mit komplexem Hilfebedarf (verschiedene Hilfs-, Erziehungs- und Bildungssysteme sind involviert)
- die nach lang anhaltenden Hilfen zur Erziehung für positive Veränderungen aktiv werden müssen, um eine Fremdunterbringung der Kinder zu vermeiden
- deren Kinder nach Zeiten notwendiger Fremdunterbringung wieder in die Familie zurückkehren sollen (die Teilnahme der Eltern mit ihren stationär untergebrachten Kindern kann ganz praktisch und individuell in die Struktur der Intensiven Familienhilfe integriert und flexibel umgesetzt werden)
Diese Hilfe soll Familien auf ihre vorhandenen Stärken und Fähigkeiten orientieren und diese weiter entwickeln. Die Versorgung, Pflege, Erziehung und Förderung sowie der Schutz der Kinder im jeweiligen Familien- und Lebens-zusammenhang sollen verbessert und Schwierigkeiten
bzw. Krisen erfolgreich überwunden werden (Hilfe zur Selbsthilfe).
Die jeweils individuellen und familienbezogenen Ziel-
stellungen aus der mit dem ASD erarbeiteten Hilfeplanung werden in einem detaillierten Arbeitskonzept konkretisiert.
Die Intensive Familienhilfe ist auf mindestens 24 Wochen orientiert und in Phasen mit je sechs Wochen gegliedert. Jede der vier Phasen wird durch ein Hilfeplangespräch nach
§ 36 SGB VIII vorbereitet und gemeinsam mit allen Beteiligten alle sechs Wochen wertschätzend und lösungsorientiert ausgewertet. In sorgfältig geprüften Einzelfällen können detailliert geplante Verlängerungen der Hilfe vereinbart werden.
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Die individuellen und familiären Zielstellungen aus der mit dem ASD erarbeiteten Hilfeplanvereinbarung sollen durch ein detailliertes Arbeitskonzept konkretisiert und eine lösungsorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten im folgenden Arbeitskontext umgesetzt werden.
Die zentrale Methode der Intensiven Familienhilfe ist die Mehrfamilienarbeit sowohl im Tagesverlauf der Familienwohngruppe als auch in themenspezifischer Gruppenarbeit. Ergänzend werden die jeweils familienspezifischen Aufträge und Zielsetzungen bearbeitet.
Familienarbeit:
- Familienbegleiter:in als Bezugsperson der Familie
- Zielearbeit (gemeinsam realistisches Arbeitskonzept erstellen und umsetzen)
- Wochenplanung (Tagesstruktur, Ablaufplanung, Wochenzielarbeit)
- Eltern-Kind-Interaktion ohne / mit Video (Videogestütztes Arbeiten)
- Biografiearbeit (Genogramm und Lebensflussarbeit)
- Elternberatung (Entwicklungsbegleitung, Freizeitgestaltung etc.)
- Elterntraining in der Familie (Konfliktbewältigung, Stress- und Krisenmanagement) sowie im Kontext von Kindergarten, Schule, Ämtern und anderen Institutionen
- soziale Beratung und Unterstützung (Finanzen, Wohnung, Behörden etc.) und bei Bedarf Weitervermittlung in trägerinterne oder externe Hilfeangebote
Gruppenarbeit:
- Mehrfamilienarbeit
- gemeinsame Tages- und Wochenplanung
- Elterngruppe
- Mütter- und Vätergruppe
- Eltern-Kind-Interaktion in der Gruppe
- Gruppenunternehmungen und -feiern
- Reflexion der Gruppendynamik
- Konfliktmoderation und Krisenintervention
- gemeinsame Mahlzeiten
- Reinigung und Pflege der Räume der WG
Zur Umsetzung der Aufträge des ASD arbeiten wir systemisch und lösungsorientiert mit den jeweiligen Kooperationspartnern der Familie wie Kindergarten, Schule, Ausbildungsstätte, Freizeiteinrichtungen,
Jugendgerichtshilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie u. a. zusammen. Trägerintern können die Familien ggf. das Angebote der Erziehungs- und Familienberatungsstelle nutzen.
Zwei Wohneinheiten in der 2. Etage stehen für die Mehrfamilienarbeit zur Verfügung. Diese setzen sich zusammen aus einem großen Gemeinschaftsraum, einem Spielzimmer, einem Beschäftigungsraum, einer funktionalen Küche und einem Bad.
Zudem gibt es einen geräumigen Gruppenraum und eine Kinderwerkstatt.
Es stehen getrennte Wohneinheiten in weiteren drei Etagen, mit jeweils mehreren Zimmern und einem Sanitärbereich zur Verfügung. Diese Räume sind als
Schlafzimmer für die Eltern und Kinder ausgestattet und dienen auch als Rückzugsbereich für die Familienmitglieder.
Die Zimmer sind abschließbar, so dass nur die Personen, die in den Räumen schlafen, Zutritt haben. Von Alter und Anzahl der Kinder hängt ab, ob sie mit ihren Eltern in einem Raum schlafen oder ein separates Zimmer bekommen, welches neben dem elterlichen Schlafraum liegt.
Das Haus verfügt über einen kleinen Hof mit Spielmöglichkeiten.
Ina Hertenberger
Diplom-Sozialpädagogin
Erzieherin
Systemische Familientherapeutin und Beraterin (SG)
Multifamilientherapie und Mehrfamilienarbeit
Trainerin für “Kinder aus der Klemme”
Cornelia Pfennig-Bartsch
Sozialpädagogin / Sozialarbeiterin (FH)
Reha-Pädagogin
Multifamilientherapie und Mehrfamilienarbeit
Systemische Familientherapeutin
Dorit Drews
Sozialpädagogin
Multifamilientherapeutin
Systemische Familientherapeutin
Nico Schmidt
Soziale Arbeit / Sozialpädagogik (B.A.)
Nina Pagel
Sonderpädagogin (M.A.)
Marte Meo Therapist
Teresa Wehrle
Pädagogin (Diplom)
Systemische Beraterin (i. A.)