Kinder leiden unter sich streitenden Eltern, vor allem, wenn der Streit während und nach einer Trennung weitergeht. Und auch die Eltern leiden, sie fühlen sich unverstanden und ohnmächtig. Sie wollen das aus ihrer Sicht Beste für die Kinder und kämpfen dafür – jeder für sich. Dabei entstehen zum Teil sehr unterschiedliche Wahrheiten bei dem einen und bei dem anderen Elternteil. Mit diesen sind die Kinder konfrontiert und zwischen ihnen gefangen – sie sind in der Klemme.
Eltern erkennen die Not ihrer Kinder und suchen Beratungshilfe zur Lösung ihres Konflikts. Nach unserer Erfahrung geraten Eltern und Familientherapeuten dabei in
Einzelfallberatungen oft an ihre Grenzen. Häufig ist es schwierig, hilfreiche und zielführende Ansätze zu entwickeln. In dem engen Eins-zu-eins-Kontakt der strittigen Eltern während einer Beratung ist es den Eltern auch unter professioneller Anleitung kaum möglich, Perspektivenwechsel im Sinne ihrer Kinder einzunehmen und sich für alternative Sichtweisen zu öffnen.
Daher nutzen wir für diese Eltern und ihre Kinder unsere Erfahrungen in der Mehrfamilienarbeit. „Kinder aus der Klemme“ ist ein paralleles Gruppenangebot für Eltern und ihre Kinder.
Die Eltern erleben in einer Gruppe mit anderen Betroffenen, dass diese Mütter und Väter sich in ähnlichen Trennungssituationen befinden. Sie tauschen sich über ihre Sichtweisen, ihre Erfahrungen und Lösungen aus. Gemeinsam mit anderen Eltern setzen sie sich mit ihrer strittigen Situation auseinander, erarbeiten Lösungen für immer wiederkehrende Probleme und entwickeln im Interesse ihrer Kinder gelingende Kommunikationsmuster. Die Therapeuten unterstützen die Eltern in diesem Prozess
durch Informationen, Aufgaben und Übungen, die ihnen ermöglichen werden, neue konstruktive Schritte zu entwickeln und anzuwenden. In der Gruppe werden bewusst Situationen gestaltet, in denen die Mütter und Väter schwierige und destruktive Interaktionsmuster auf Elternebene und auch aus der Perspektive der Kinder erleben.
Diese Arbeit findet ausschließlich mit den Eltern statt.
Die Kinder werden in einer parallelen Gruppe eingeladen und unterstützt, entlastende Ausdrucksmöglichkeiten für ihre Wünsche, Sorgen und Gedanken zu finden. Sie können beispielsweise Musik, Theater, Filme, Plakate und / oder Zeichnungen dazu gestalten, wie sie die Streitsituation ihrer Eltern erleben.
Die Therapeuten der Kindergruppe konzentrieren sich auf die Stärken der Kinder, um deren Widerstandskraft zu erhöhen.
Zum Abschluss ihres Gruppenprogramms präsentieren die Kinder den Eltern ihre Ergebnisse, das, was sie ihnen gerne dazu mitteilen wollen, wie es ihnen in der Klemme geht, aber auch welche Lösungsideen sie haben.
- Zwei Vorgespräche mit beiden Eltern (1. Information und Kennenlernen, 2. Entscheidung der Eltern zur Teilnahme)
- Ein Vorgespräch mit den Kindern (Information und Kennenlernen)
- Ein bis zwei Informationsabende für das Familiennetzwerk (Großeltern, neue PartnerInnen, Freunde)
- Acht bis zehn Gruppentermine á 2 Stunden zur Durchführung des Programms